Sondertransport von 55 Tonnen Slider

Sondertransport sichert Stromversorgung

 

3. Februar 2022 | Markus Lackner

Ausgehend von Augsburg in Deutschland bis Melilla in Nordafrika führte im Juli der Sondertransport einer 55 Tonnen schweren Motorkomponente zur Stromproduktion. Das Besondere dabei: Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Komponente musste schnellstmöglich ihren Zielort erreichen und eingebaut werden. Andernfalls drohten am Zielort Kapazitätsengpässe in der Stromversorgung.

Anfang Juli erreichte Marc Schellerer eine dringende Anfrage von MAN Energy Solutions aus Augsburg. Der Auftrag: Erarbeiten eines Transportkonzeptes für den schnellstmöglichen Transport eines 55 Tonnen schweren Kurbelgehäuses von Augsburg (D) nach Melilla an der nordafrikanischen Mittelmeerküste mit anschließender Montage. Für den Vertriebsleiter des Felbermayr-Bereiches für internationale Schwertransporte sei das eine „zeitkritische Herausforderung“ gewesen, zumal der Angebotszeitraum für ein solch komplexes Projekt extrem kurzfristig war.

Für Schellerer war gleich klar, dass ein Sondertransport auf der Straße in diesem Fall nicht die Lösung sei: „Die Genehmigung für den Straßentransport in Frankreich hätte etwa zehn Wochen gedauert“, erklärt Schellerer. Somit sei der etwa 3.000 Kilometer weite Spezialtransport von Deutschland über Frankreich bis Spanien nach Nordafrika nur mittels Flugzeug zu schaffen gewesen. Schlussendlich wurde im Transportflugzeug „Antonow 124-100“ die Lösung gefunden.

Ausgehend vom MAN-Werk in Augsburg wurde die etwa acht Meter lange und mehr als drei Meter breite Motorkomponente auf einem Tieflader zum Flughafen in München transportiert.

Zeitplan in Gefahr

Dort angekommen, profitierten die Beteiligten im Projektverlauf erstmals von der Flexibilität des Felbermayr-Tochterunternehmens Wimmer mit Zentrale in Sulzemoos, nordwestlich von München. Denn das Charterflugzeug hatte sechs Stunden Verspätung. Das drohte den weiteren Transportverlauf zu gefährden. Doch aufgrund des raschen Handelns der Wimmer-Mitarbeiter, der Antonow-Crew und durch Unterstützung des Flughafenpersonals gelang es aber innerhalb von nur vier Stunden, das Flugzeug mittels Mobilkran von Wimmer zu laden und flugfertig zu machen. Damit konnte die verlorene Zeit nahezu aufgeholt werden. Somit landete die Maschine mit der kostbaren Fracht wenige Stunden später bereits am spanischen Flughafen in Malaga. Es folgte der Umschlag auf einen Tieflader und ein Straßentransport über etwa 100 Kilometer bis Motril. Dort angekommen, konnte glücklicherweise das zweimal wöchentlich zwischen Motril und Melilla verkehrende RoRo-Fährschiff (aus dem Engl. Roll on, Roll off) noch erreicht werden: Somit rollte die Motorenkomponente – gezogen von einer dreiachsigen Schwerlastzugmaschine, auf dem sechsachsigen Semitieflader – wie geplant auf das Fährschiff. Nach dem Erreichen des Hafens in Melilla führte die letzte Etappe noch über etwas mehr als einen Kilometer zum Kraftwerk.

Teamwork mit Engineered Solutions

Zur perfekten Teamarbeit wurde das Projekt dann noch durch den neuen Felbermayr-Bereich Engineered Solutions. Denn zusammen mit den Kollegen von Wimmer wurde dann noch innerhalb von zehn Tagen das defekte Kurbelgehäuse aus- und das neue eingebaut. „Zum Einsatz gekommen waren dafür ein Hubgerüst für den Umschlag und ein Sefiro (Anm.: selbstfahrender Industrieroller) sowie jede Menge Know-how und Teamwork für die De- und Remontage der 55 Tonnen schweren Hightech-Komponente“, zählt Schellerer auf. Zusammen mit seinen Kollegen freut er sich, den Auftrag – nach dem Motto „Alles aus einer Hand“ – erfolgreich ins Ziel gebracht zu haben. Groß war auch die Freude beim Empfänger. Denn durch den erfolgreichen Transport und den Einbau des Kurbelgehäuses für den Dieselmotor konnte auch das Stromaggregat seinen Betrieb wieder aufnehmen – die Stromversorgung in der Region war gesichert.